Ungefähr 35 % aller Patienten, die in unser Hypospadie-Zentrum kommen, haben eine Komplikation nach eine TIP-(Snodgrass)-Operation. Bei dieser Technik bleibt in der rekonstruierten Urethra eine rauhe Oberfläche. Diese rauhe Oberfläche zieht sich während der Heilung zusammen, daraus resultiert ein enger Harnröhrenausgang, dadurch entwickelt sich eine Fistel. (Beispiel Gartenschlauch: wenn vorne die Öffnung enger gemacht wird oder ganz verschlossen, sucht sich das Wasser eine andere Schwachstelle und fließt dann dort hinaus (“Weg des geringen Widerstandes”). Das ist dann meistens der Übergang alte / neue Urethra, dort, wo also genäht wurde). Manchmal kommt also der gesamte Urin aus der alten Öffnung. Noch schwieriger wird eine erfolgreiche Korrektur, wenn während der Snodgrass-Operation eine Zirkumzision (Beschneidung) durchgeführt wird. Dadurch ist noch weniger Gewebe übrig, welches für eine erfolgreiche Rekonstruktion der engen Urethra (Harnröhre) verwendet werden kann.
Ein Bericht von einem anonymen Patienten:
Mein Leben mit Hypospadie,
Die angeborene Fehlbildung der Harnröhre wird üblicherweise im frühen Kindesalter operativ korrigiert. Ich bin 28 Jahre alt und bei mir wurde diese Korrektur nicht vorgenommen. Mir ist erst in der Pubertät aufgefallen, dass mein Penis beim Zurückziehen der Vorhaut etwas anders als bei den anderen Jungen aussieht. Mit der Zeit schämte ich mich, hatte Angst bloßgestellt zu werden und wollte nicht mehr in einer Reihe neben den Anderen am Urinal stehen. Um das zu umgehen versuchte ich möglichst allein zur Toilette zu gehen oder wählte die Kabine. Als Sitzpinkler bezeichnet zu werden war weniger leidig als eine mögliche Entdeckung der Hypospadie, was in mir ständige Panik auslöste. Gerade in der Pubertät möchte man nicht „anders“ sein. Ich versuchte die Fehlbildung zu verdrängen und vermied jegliche sexuellen Annäherungsversuche und Kontakte. Es wäre bestimmt besser gewesen, wenn ich mich mit dieser Belastung an meine Eltern gewandt hätte aber ich schämte mich sogar vor ihnen und brachte es nicht über mich das Thema anzusprechen. Das Verdrängen tat ich automatisch und eher unterbewusst als Selbstschutz, weil die aufkommende Panik und das Gefühl anders zu sein auf die Psyche schlugen.
Erst mit 20 Jahren erfuhr ich eher zufällig über das Internet, dass es sich bei meiner angeborenen Fehlbildung der Harnröhre um eine sogenannte Hypospadie handelt und diese auch relativ häufig bei neugeborenen Jungen vorkäme. Die Informationen zu operativen Korrekturen bezogen dabei sich im Wesentlichen auf Kleinkinder. Hier wurde stets hervorgehoben, dass eine Operation im Alter zwischen 12 und 18 Monaten am vorteilhaftesten sei. Ich nahm an, eine erfolgreiche operative Korrektur im Erwachsenenalter sei aufgrund der höheren Komplikationsrate keine sichere Option. Somit verwarf ich erstmal diese Möglichkeit. Trotzdem ging es mir mit der Erkenntnis, dass ich nicht als Einziger diese angeborene Fehlbildung habe und eine Operation grundsätzlich möglich sei, besser. Ab diesem Zeitpunkt fühlte ich mich mit der Hypospadie etwas sicherer und traute mir körperliche Nähe zu. Die Frauen, die ich kennenlernte reagierten ganz unterschiedlich auf die Hypospadie. Ich erfuhr Ablehnung, Gleichgültigkeit aber auch Verständnis. Dennoch gestaltet sich das Kennenlernen relativ schwierig, da mir die Fehlbildung weiterhin sehr unangenehm ist und ich aus diesem Grund schon im Vorfeld darauf achte möglichst nebenläufig in Erfahrung zu bringen, wie diese Person auf solche Fehlbildungen reagieren würde. Das funktioniert natürlich nicht immer wie erhofft und wirkt seltsam konstruiert. Ein normales, entspanntes Kennenlernen ist für mich nicht möglich.
Die Harnröhrenfehlbildung schränkt mich rein funktional betrachtet nicht sonderlich stark ein, vielmehr stellt es eine große psychische Belastung dar. Mit der Zeit fällt es mir immer schwerer sorgenfrei damit zu leben und ich leide darunter. Ich will eine Veränderung und befasste mich daher nochmal intensiv mit Hypospadiekorrekturen für Erwachsene und stieß dabei auf die Webseite des Hypospadiezentrums der Emma Klinik in Seligenstadt. Bereits auf der Hauptseite wird unter dem Behandlungsspektrum die operative Korrektur an Erwachsenen aufgeführt. Ich vereinbarte einen Gesprächstermin bei Prof Hadidi. Dieser erklärte mir unter Anderem geradlinig und plausibel die möglichen Risiken einer operativen Korrektur und wirkte auf mich sehr professionell. Vor allem die Spezialisierung auf Hypospadiebehandlungen, sowie Prof Hadidis Expertise bei Erwachsenen und die internationale Ausrichtung haben mich überzeugt. Ich erwarte jetzt die Operation und hoffe, dass alles gut verlaufen wird.